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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 553

1859 - Lübeck : Rohden
Xxiv. §. 10. Ausgang des dreißigjährigen Krieges. 553 lich um den Gewinn betrogen zu werden. Es war der schon ge- nannte Bernhard von Weimar, der länderlose Fürst, der durchaus sich ein Herzogthum erkämpfen wollte, sei es mit evangelischer, sei es mit katholischer Hülfe. Durch Gustav Adolf'stod und die Nieder- lage von Nördlingen war ihm sein erträumtes Herzogthum Franken verloren gegangen, jetzt wollte er unter französischem Schutz das El- saß gewinnen. Er gewann es und starb, wie er selbst meinte, an französischem Gift. Das Elsaß aber behielten hohnlachend die Fran- zosen bis auf diesen Tag. Desto fester schaarten sich die Deutschen, auch die Protestanten, um ihren Kaiser. Ehe er starb (1637), hatten sie ihm seinen Sohn Ferdinand 11!. einmüthig zum Nachfolger er- wählt. Und wie gern hätte der neue Kaiser seinen Verbündeten und seinen Unterthanen den Frieden wiedergegeben. Aber was einmal versehen war, ließ sich jetzt so leicht nicht wieder gut machen. Deutsch- land und auch die kaiserlichen Erblande mußten den ganzen tiefen Kelch des Leidens ausleeren, den der Herr ihnen ob ihrer schmachvol- len selbstsüchtigen Zerrissenheit eingeschenkt hatte. Erst jetzt begannen die Fremden recht mit ihrer ganzen Rohheit, mit viehischer Gemein- heit und teuflischer Grausamkeit im deutschen Reich und in des Kai- sers Landen zu schalten. Ein schwedischer General löste den andern ab, aber alle waren sie sich gleich in dem erbarmungslosen Frevel- muth, mit welchem sie jeden Winkel Deutschlands durchplünderten, verheerten und gänzlich zu Grunde richteten. So Ban er in Sachsen und Böhmen, Torstenson vor Wien und in Holstein, Wränge! und Königsmark in Böhmen und am Lech — es ist eine trostlose Jammergeschichte, so unser edles deutsches Vaterland von den zermal- menden Fußtritten dieser fremden Horden, von einem Ende bis zum andern in Grund und Boden getreten zu sehen. Und ihnen zu Hülfe kamen voll Freude über das herrliche Gelingen ihrer heimtückischen Pläne die Franzosen unter Guebriant, Turenne und Enghien. Wie haben sie die Pfalz und Schwaben verheert, wie haben sie den Kurfürsten von Bayern geängstigt! Er, einer der vornehmsten Mit- urheber des Krieges, mußte am Ende desselben noch die Hefen aus- trinken, und in seinem hohen Alter noch als länderloser Flüchtling umherirren, ehe endlich, endlich das „süße Fried- und Freudenwort" erscholl. Aber welch ein Friede! Wie erniedrigend für unser Vaterland, wie unheilvoll für die Zukunft. Das war noch bei Weitem nicht das Schlimmste, daß Schweden nun doch einen Theil der Ostseeländer, ja auch der Nordseeländer (wenn auch unter kaiserlicher Oberhoheit) er-

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 289

1859 - Lübeck : Rohden
Xvii. §. 10. Aufrichtung des Frankcnreichs. 280 Orestes in Italien angetreten und blieb auch von dort aus mit dem Severinus in freundschaftlichem Verkehr. §. 10. Aufrichtung des Frankenreichs. Durch das Aufhören der Jmperatorenherrschaft waren also die damaligen Verhältnisse des römischen Gebiets zunächst noch gar nicht geändert. Es bestand nach wie vor aus vier Stücken. Italien unter dem Patricius und Feldmarschall Odoacher, das römische Ge- biet in Gallien unterm Feldmarschall Syagrins, weiter das Bur- gunderland und das Westgothenreich, in denen beiden die rö- mischen Einwohner nach wie vor nach römischem Recht und römi- scher Sitte von den Germanenkönigen, die ja zugleich römische Patri- cier waren, regiert wurden. Und sie befanden sich unter der germanischen Verwaltung bei Weitem wohler als unter den römischen Beamten. Aber sie haßten ihre neuen Herren als ketzerische Arianer und sie verachteten sie als rohe und ungebildete Barbaren. Sich gegen sie zu empören, sich ihrer Herrschaft zu erwehren, konnte ihnen nicht einfallen, denn sie waren so gänzlich erschlafft und sittlich haltungslos, so völlig dem sinnlichen Genußleben hingegeben, daß ihnen schon der Gedanke schreckhaft war, statt der Flöten und Harfen, Schmucksachen und Würfel kriegerische Waffen zur Hand zu nehmen, statt des fröhlichen Becherklangs die Schlachttrompete hören zu müssen. So stand es in ganz Gallien, auch in dem römischen Gebiet des Syagrius. Er wäre auch nicht im Stande gewesen, seine römischen Unterthanen von ihren Festen, Gastmählern und Schauspielen hinweg zum Kampf hinauszuführen; deshalb mußte auch er einen germanischen Heerkönig in Sold nehmen, den merovingischen Frankenkönig Childerich, der schon dem Aegi- dius gedient, und dessen Sohn Chlodwig'(482) an die Spitze der fränkischen Kriegsschaar im Dienst des Syagrius trat. Dieser Chlodwig aber, schon in seiner Jugend von glühendem Ehrgeiz und Herrschgier erfüllt, blieb nicht lange in dem unterthänigen Verhält- niß zum Syagrius. Er entzweite sich mit ihm, besiegte und töd- tete ihn (486). Binnen acht Jahren unterwarf er sich sodann das ganze Römergebiet in Gallien und gründete sich zwischen Loire und Schelde ein fränkisches Reich, welches gegen Süden die Westgothen und Burgunder, gegen Osten das rheinische Königreich der ripuari- schen Franken mit der Hauptstadt Köln, und weiter südlich das Alemannenreich, am Mittlern und obern Rhein, zu Grenznachbaren hatte. Aber bald greift der eben so kühne als verschlagene und treu- lose Mann über diese Grenzen hinaus. Im Bunde mit den rheini- ». Rohden, Leitfaden. 19

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 597

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 7. Die französische Revolution. 597 Unschuld ist da gemordet, wie viel Todessamen da in die jugendlichen Herzen und Leiber eingesäet! Wie glücklich waren dagegen noch die Hunderttausende zu preisen, welche, ersäuft, oder von Kartätschen zer- schmettert, oder vom Fallbeil getroffen, ein schnelles, muthiges Ende nahmen. Auch die Todesschrecken verlieren ihre Wirkung durch die tägliche Gewöhnung. Da man täglich nichts Anderes als Blut und Leichen sah, ward man gegen den Anblick abgestuinpft, da man stünd- lich die Abführung in's Gefängniß oder vor das Tribunal erwarten mußte, so gewöhnte man sich an den Gedanken und sah dem schreck- lichen Augenblick mit verhältnißmäßiger Ruhe entgegen. In den Ker- kern traf man jederzeit die beste Gesellschaft. Alles, was vornehm, reich, gebildet, in irgend welcher Weise ausgezeichnet war, das hatten die Schreckensmenschen des Convents dorthin gebracht. Der franzö- sische Leichtsinn wußte sich auch in dieser schauerlichen Zeit sein Ver- gnügen zu suchen. In dem Kerker selbst, nur wenig Schritte von der Guillotine scherzte, sang und lachte man, erlustigte sich, wo man's ha- den konnte, bei Wein und Braten und setzte eine Ehre darein, sich mit Standhaftigkeit zum Tode führen zu lassen. Und wie hätte das ge- meine Volk, dieser entartete Haufe nicht gleichgültig werden sollen gegen die unzähligen Hinrichtungen. Wo man täglich die Karren mit den Verurteilten zum Richtplatz fahren sieht, täglich 30 bis 40, gar 60 bis 80 Häupter auf demselben Platze fallen sieht, wo die edelsten Namen, wo Männer und Frauen, wo die eben noch mächtigsten Führer und Volksredner um die Wette das Blutgerüst besteigen und Alle mit heiterm Muthe oder angenommener Gleichgültigleit zum Tode gehen, da ist es kein Wunder, daß man zuletzt selbst vergißt, was das Men- schenleben denn eigentlich auf sich hat. Da war es denn etwas ganz Neues, Unerhörtes, Grausiges, als gegen Ende der Schreckenszeit ein elendes Weib, eine ehemalige Maitreffe Ludwig's Xv-, auf die Blut- buhne geschleppt wurde, und unter all den ruhigen, gefaßten, gleichgül- tigen Delinquenten in entsetzlicher Todesangst mit Zetergeschrei und Flehen um ihr Leben, überall sich anklammernd, wehrend, sträubend, unter schrecklichen Konvulsionen dahinfuhr. Das brachte auch bei den rohesten Zuschauern allerlei Gedanken hervor, da fing man an sich zu besinnen, was man denn eigentlich thue, in welches Meer von Blut man hineingewatet sei, wohin man auf diesem Wege endlich kommen werde. Denn schon waren alle Häupter, Führer und Väter der Revolu- tion von demselben gräßlichen Schlund verschlungen worden. Zuerst vor und nach der Hinrichtung des Königs tödtete man doch nur die königlich gesinnten Freunde der Ordnung und des Christenthums. Nachdem man aber mit den Anhängern des Königthums glaubte auf- geräumt zu haben, tödteten die wilden oder rothen Republikaner (Berg- partei) die gemäßigten, anständigen, ehrbaren Republikaner (Gironde). Dann wurden die wilden Republikaner wieder von noch wilderen als Volksverräther umgebracht, bis zuletzt nur noch ein Paar der wildesten übrig blieben, eingefleischte Teufel, welche der ganzen Welt gern den Hals abgeschlagen hätten, um sich selbst zu Alleinherren zu machen. An ihrer Spitze Robespierre, dieser seichte Kopf mit einem halben

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 609

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft. 608 Gewalt nicht von oben her, sondern von unten aus dem Willen des Volkes stamme, und durch den Willen des Volkes, d. h. durch Kopf- zahlabstimmung jeden Augenblick verändert werden könne. So hatte Napoleon schon bei seinem Regierungsantritt ein paar Volksabstim- mungen veranstaltet und die lächerliche Komödie aufgeführt, sich sein eignes glühendstes Verlangen durch den Willen des (dazu commandir- ten) Volkes gleichsam aufbringen zu lassen. Indem er sich selbst jeden Augenblick als den ersten Diener und Wohlthäter des Staats be- zeichnete, und die früheren Könige als Tyrannen, hatte jedes Kind den ungeheuren Unterschied erkennen können zwischen einem solchen Diener, vor dem sein eigner Herr (das französische Volk) sich zitternd beugen muß, und einem Tyrannen, wie Ludwig Xvi., der uin seiner schwa- chen Gütigkeit willen von seinen herrgewordenen Knechten umgebracht war. Und wie lächerlich war dieser kaiserliche Diener des Staats bemüht, in allen äußeren Kleinigkeiten die königlichen Tyrannen nachzuahmen. Wohnte er doch in denselben Schlössern, ordnete die- selben Audienzen, Jagden, Gastmähler und Festlichkeiten an, sammelte dieselbe oder eine noch glänzendere Dienerschaft um sich her, hielt über einer genau ausgearbeiteten Hofordnung (Etikette) auch in den klein- lichsten Dingen, ja nahm sogar beim Schauspieler Unterricht, wie er seine Handbewegung und Geberdenspiel in recht königlicher Weise ein- zurichten habe. Was hätte er darum gegeben, wenn er selbst ein ge- borener König gewesen wäre, statt ein Emporkömmling zu sein. §. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft. Mit tiefem Schmerz müssen wir nun dazu schreiten, das Bild unseres Vaterlandes in seiner allertiefsten Erniedrigung vor unseren Au- gen aufzurollen. Deutschlands Herrlichkeit, das haben wir schon oster bemerkt, war mit der Herrlichkeit der Kirche emporgestiegen und zu Grunde gegangen, hatte dieselbe Zerspaltung erfahren, wie die Kirche, und war in Folge der kirchlichen Kümpfe zerrissen, ver- wüstet, den Fremden preisgegcben, verhöhnt und zertreten. Fortan hatte der zerbrochene, aus allen Gelenken gerissene Reichskörper jede Widerstandskraft verloren. Von Alters her war das deutsche Reich ein Lehenstaat gewesen. Daö Lehenwesen kann aber ohne lebendige christlich sittliche Grundlage nicht bestehen. Das deutsche Reich war ohne alle innere Einheit, die 100 deutschen Fürsten und eben so viel Grafen und halb so viel Reichsstädte und etwa 40 reichsunmittelbare Prälaten waren durch keinerlei inneres Band mehr zusammengehalten, erschienen als ein Haufe kleiner zusammengewürfelter Gebiete, ohne alle wirkliche Zusammengehörigkeit. Daö Kaiserthum war ein blo- ßer Titel geworden, der Kaiser und sein Reichshofrath besaßen weder Macht noch Einkünfte, außer den Taren, welche die Gutwilligkeit ein- v. Rohden, Leitfaden. 39

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 654

1859 - Lübeck : Rohden
054 Xxv. §. 12. Die Kämpfe der Gegenwart. herembrechen früher, als wir dachten. Wie gewaltig haben sie schon mit der großen Handelskrisis begonnen. Der schwerste Kampf der Gegenwart ist gerichtet gegen den mit dem Mammons Vien st verbundenen Abfall von dem lebendigen Gott. Schon im vorigen Jahrhundert hatte die Leugnung Gottes, die Leugnung alles unsichtbaren und geistigen Wesens eine große Verbrei- tung gefunden, sie war aber durch die Gerichte Gottes über unser Va- terland und durch die Freiheitskriege wieder etwas zum Stillstand ge- bracht. Jetzt aber hat sie im Zusammenhang mit dem Mammonsdienst und der Fleischesgier eine furchtbare Gewalt und Ausdehnung erreicht, und ist bis zum bewußten Kampf gegen alles Heilige, gegen Gewissen, Zucht, Willensfreiheit, Zurechnungsfähigkeit des Menschen vorgeschrit- ten. Die Naturforscher haben sich des Streites bemächtigt und lassen Schriften über Schriften ausgehen und Reden über Re- den ertönen, daß sie „bei aller Zergliederung der Menschenkörper doch nie eine Spur von Seele darin entdeckt hätten", folglich habe der Mensch keine Seele, sondern sei wie das Thier eine Maschine, und Alles, was wir Gedanken und Gefühle und Entschlüsse nennen, sei nichts als eineunwillkürliche Absonderung vonfünkchen undbläschen aus dem Gehirn und Wallungen im Blut, für welche kein Mensch verantwortlich gemacht werden könne. Es giebt also nach der Meinung dieser Jrrsinns- lehrer gar keinen Unterschied zwischen Recht und Unrecht, zwischen Bös und Gut, Niemand kann Lob oder Tadel, Lohn oder Strafe treffen, denn ein Jeder handelt und spricht so wie seine inwendige Maschinerie, wie der Stoff, aus dem er zusammengesetzt ist, ihn zwingt, wie das ausgezogene Uhrwerk seines Leibes abläuft. Dieser verrückten und lä- sterlichen Lehre jauchzt der Pöbel in den Palästen und in den Fabri- ken, in den feenhaft verzierten Ballsalons und in den verqualmten und mit Schnapsgeruch erfüllten Kneipen seinen Beifall zu. Mit Freuden und innerin Behagen wirft jeder gebildete Wollüstling, Betrüger und Lästerer seine Bibel, seine frommen Jugenderinnerungen, Gewissensre- gungen und Rücksichten der Ehrbarkeit bei Seite und rühmt sich, nichts Besseres zu sein als das Vieh. Mit hochmüthiger Aufgeblasenheit spot- tet der Handwerker und Proletarier über den Pastor und die anderen frommen Gesellen, welche noch an die alten Märchen glauben und immer noch von einem Gott und von einer Seele und von Himmel und Hölle predigen, die doch nie und nirgend eristiren. Wie tief dieser Krebs bereits auch in unserm deutschen Volk um sich gefressen, wie er besonders in den großen Städten die volle Herrschaft errungen hat und im Bunde mit allen Scheußlichkeiten des Branntweinsaufens, der Unzucht, der Frechheit, der schamlosen Gier und Genußsucht die Massen in Fäulniß gebracht hat, das zeigen uns die täglichen Erfahrungen der Bibelträger und Agenten der innern Mission, welche Haus bei Haus zu besuchen verpflichtet sind; das zeigt die unglaubliche Zunahme der Verbrechen, die Ueberfüllung aller Gefängnisse. Es erfüllt sich, was der Herr vor Jahrtausenden durch den Mund seiner Jünger hat ver- kündigen lassen: der Geist sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten wer-

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 204

1859 - Lübeck : Rohden
204 Xiv, §. 4. Verderbniß in Rom, bietende Opnmat konnte darauf rechnen, daß seine Vorschläge durch- gingen. War aber keine Frage zu entscheiden, die augenblickliche Privatinteressen berührte, für welche es sich also Jemand etwas ko- sten ließ, so war das einzige Mittel, das unverständige Volk zu lenken: die Redekunst. Soeben hatte man sie von den Griechen gelernt und war noch immer eifrig beflissen, sie zu lernen: die nichts- würdige Kunst, nicht etwa die Wahrheit in siegender Kraft vor die Augen zu legen, sondern den Schein der Wahrheit mit trügerischen Schlüssen in blendenden Lügen dem Volke genehm zu machen und es zu dem beabsichtigten Zwecke zu lenken. So lange nun die elende Masse des Volks ohne Haupt und Führer blieb, war wenig von ihr zu fürchten. Sobald sich aber ein Redner und Aufwiegler an ihre Spitze stellte, um entweder aus aufrichtigem Mitleid oder aus ehr- geizigem Interesse ihre Sache gegen die Optimaten zu verfechten, mußte es nothwendig zu einem blutigen Zusammenstoß kommen, und damit war denn das erste Stadium der neuen Krankheitsperiode be- zeichnet, in Welche Rom jetzt eingetreten war, die Periode der inneren Unruhen und Bürgerkriege. Die schweren Unruhen, welche erst Ti- berius, später Casus Sempronius Gracchus zwölf Jahre hindurch*) in Rom erregten, die Bürgerkämpfe, das Blutvergießen auf den Straßen, in den Tempeln, die schrecklichen Mordanschläge und grausamen Verfolgungen von beiden Seiten führten zwar am Cnde doch nur wieder zu einem Sieg der Optimaten und zu stärkerer Bedrückung des Volks; aber sie öffneten allen nachfolgenden Dema- gogen eine weite Aussicht. Denn jetzt war der Weg ihnen vorge- zeichnet, wie man es anfangen müsse, um das römische Volk und somit den Weltkreis zu beherrschen. Auch noch auf einer andern Seite kam zu derselben Zeit das Nebel zum Ausbruch. In früheren Zeiten war es eine Ehre der kriege- rischen Jugend des römischen Adels gewesen, bei festlichen Gelegenhei- ten feierliche Kampfspiele aufzuführen. Da aber die kriegerische Begei- sterung erlosch, ließ man lieber den Sklaven das gefährliche Spiel, und um die Schaulust desto vollständiger zu befriedigen, ließ man sie gleich auf Tod und Leben kämpfen. Zuerst bei den Begräbnißfeierlichkeiten angesehener Römer, dann auch bei anderen Festlichkeiten, zuletzt sogar bei schwelgerischen Gelagen mußten nun diese Unglücklichen, in beson- deren Fechterschulen dazu abgerichtet, bald paarweise, bald in Massen mit einander kämpfen und zur Belustigung der Zuschauer sich schmerz- *) Es war die Zeit, da nach dem Tode des weisen Simon der Maccabäer Jo- hannes Hyrcanus Fürst und Hoherpriestcr in Jerusalem war.

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 373

1859 - Lübeck : Rohden
Xx. §. 6. Uebcrtragung der Kaiserkrone an Otto den Großen. 373 — standen an der Spitze der schamlosesten Gottlosigkeiten. Mönche und Aebte, Priester und Bischöfe, ja die Päpste gar finden wir in grie- chischem Schmuck, singend und trinkend hinter der üppigen Tafel, bei lüsternen Tänzen, oder auf der Jagd fluchend und johlend, oder in die politischen Ränke vertieft, und mit Trug und Lüge sich gegenseitig über- bietend. Die Bibel, das Gotteswort, war vergessen. Die altheidnischen Dichter mit ihren Unfläthereien waren wieder an der Tagesordnung; von kirchlichem Leben keine Spur; nur die äußerlichen Werke wurden noch gefordert und geleistet. Wir müssen zur Ehre Christi hinzufügen, daß es auch damals nicht und niemals an aufrichtigen Jüngern, an wahrhaftigen Gliedern und Erben des Himmelreichs gefehlt hat; auch nicht auf dem Vischofsstuhl (Ratherius von Verona, Atto von Vercelli). Aber unter den Päpsten dürfen wir sie nicht suchen. In Rom führte die berüchtigte T h eod ora, aus hochadeligem Geschlecht und mit den tuscischen Markgrafen verwandt, mit ihren beiden bureri- schen Töchtern Marozia und Theodora das Regiment. Mit ihren Vuhlkünsten hielten sie die Häupter aller Parteien gefesselt und setzten die Päpste nach ihrem Gefallen ab und ein; nicht einmal oder zweimal, nein 50 Jahre hindurch. Erst kam der schändliche Buhle der Marozia auf den päpstlichen Stuhl: Sergius Iii. (004—9 i 1), dann der Buhle der The o d or a: der schon genannte Johann X., der später im Gefäng- niß ermordet ward, als er sich von dem elenden Weibe losmachen wollte (928). Dann kam der Sohn des Sergius und der Marozia: Johann Xl. (921—926), und —» daß wir die dazwischen liegenden elenden Lasterknechte gar nicht erwähnen — ihr Großsohn Johann Xii. (956 — 963), ein Ausbund aller Lasterhaftigkeit und aller Frevel, machte in dieser schinutzigen Reihe den würdigen Schluß. Ein Glück, daß Rom so ziemlich an das äußerste Ende der damaligen Christen- heit gerückt war und die wenigsten Fremden diese Greuel gewahr wurden. §. 6. Uebcrtragung der Kaiserkrone an Otto den Großen. Als Italien in so schmählichen Verfall gerieth, erhub sich Deutsch, land soeben zu einer glänzenden Höhe. Der, tapfere und weise König Heinrich (919—936), nach ihm sein hochstrebender kriegsge- waltiger Sohn Otto (936—973) umgaben das deutsche Königthum mit einem Glanze, dessen herrlicher Schein weithin durch alle Länder der Christenheit und tief hinein in die Heidenwelt leuchtete. Die fünf Herzogthümer Sachsen, Franken, Lothringen, Schwaben und Bayern hatten sie anfangs nur durch einen losen Lehensverband zu einem Ganzen zusammengefügt, dann aber mit immer wachsender königlicher Obmacht durch festes Eingreifen und kluge Besetzung der Herzogstellen zu einem wohlgegliederten deutschen Königreiche verschmolzen. Alle widerstrebenden Großen, alle aufrührerischen Vasallen im Innern des Landes hatten sie versöhnt oder zu Boden geschlagen. Aller Orten
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